Nachhaltigkeit ist ein großes Wort, das oft mit Perfektionismus einhergeht. „Wenn nicht ganz, dann gar nicht.“ Aber muss es wirklich gleich so radikal sein? Lisa Amenda hat sich mit Sinah Diepold getroffen. Sie haben sich über Nachhaltigkeit und den Weg der Mitte unterhalten. Dabei sind 7 Tipps für mehr Nachhaltigkeit entstanden, die dir in deinem Alltag helfen können bewusster mit den Ressourcen unseres Planeten umzugehen.
Was bedeutet es Nachhaltig zu Leben? Reicht schon die Hafermilch im Kühlschrank?
Nachhaltigkeit. Dieses große, mächtige Wort, das sich jetzt jeder um den Hals binden will. Von wiederverwendbaren Kaffeebechern, zu Hanf-Shirts, Hafermilch und Elektro-Autos. Das Spektrum an Möglichkeiten dem Planeten etwas gutes zu tun ist groß.
Ich bin zu spät dran. Ich trete noch einmal schneller in die Pedale, um meine Vorderfrau zu überholen. Hier auf dem Fahrrad, mitten am Isar-Highway kann einem das mit der Nachhaltigkeit leicht vorkommen. Durchquert man München von Süden nach Norden und radelt durch die üblichen begehrten Stadtteile kommt man sich vor wie in einer Utopie: Lastenräder, Menschen mit Recups und Fahrräder wohin das Auge reicht. An jedem Café, jeder Bäckerei, jedem Restaurant kann die mitgebrachte Edelstahldose wiederbefüllt werden. Müll wird getrennt. Second-Hand-Shops sehen cooler aus als jeder Designer-Store und dieses viel diskutierte nachhaltige Leben scheint mit einem Mal ganz einfach und ohne viel Verzicht umsetzbar. Aber ist es das wirklich? Und wenn ja, wie einfach kann man heute Mitten in München nachhaltig leben?
Wo beginnt Nachhaltigkeit? – Der Weg zu einem Ressourcen-freundlichen Leben
Ich treffe mich mit meiner Yogalehrerin Sinah Diepold, um mich mit ihr über Nachhaltigkeit zu unterhalten – dieses große, mächtige Thema greifbarer zu machen. Sie beschäftigt sich schon eine ganze Weile mit dem Thema. Angefangen hat das bei ihr auf einem Modeljob in Kapstadt:
„Mein einschneidendes Erlebnis, wie ich zur Nachhaltigkeit gekommen bin war, dass ich zweimal zur Modelsaison mit meinem Freund in Kapstadt war. Beim zweiten Mal, als wir dort waren, war es kurz vor Day Zero. Durch diese Wasserknappheit gab es im Supermarkt kein Wasser mehr zu kaufen und das hat mich so tief erschüttert – dieses Gefühl ich kann kein Wasser kaufen. Ich kannte dann natürlich auch viele Leute, die da runter geflogen sind und hab das dann auf Social Media geteilt und gesagt: ‚Hey meine lieben Freunde, wenn ihr da seid, bitte nehmt das ernst.‘
Und ich habe das mit meinem Freund Lukas auch wirklich alles eiskalt durchgezogen und das war für uns einfach wahnsinnig wichtig. Das war für mich plötzlich ein Gefühl von Befreiung, dass ich endlich für das einstehe, was eigentlich in mir war. Wo ich mich aber vorher nicht getraut habe, weil man sich schuldig gefühlt hat und man weiß, man verhält sich nicht korrekt, aber irgendwie weiß man auch nicht, wie man es angehen soll. Und das war für mich damals der Moment, dass ich das gepostet habe und mich getraut habe ein Statement zu machen. Das habe ich als so positiv empfunden und positives Feedback bekommen und dann für mich entschieden, das möchte ich jetzt mehr in mein Leben integrieren.“
Ganz ähnlich ging es mir auch. Nur war es bei mir der Gletscher in Sölden, der irgendwann nicht mehr so richtig zum Skitraining gereicht hat. Wegen der Klimaerwärmung. Das Geographie-Studium, die journalistische Ausbildung und die Yogalehrerausbildung bei Kale & Cake folgten. Und jetzt sitze ich eben hier in der Kale & Cake-Umkleide und spreche mit Sinah über ein Thema das uns beiden sehr am Herzen liegt. Doch was verstehen wir eigentlich unter Nachhaltigkeit? „Versuchen nur so viel zu konsumieren und zu nehmen wie ich auch wirklich brauche. Erstmal zu hinterfragen, was brauche ich wirklich, wie kann ich schauen, dass ich nicht der Natur, meinem zuhause schade,“ erklärt Sinah.
Nachhaltigkeit beginnt im kleinen und muss nicht dein ganzes Leben auf den Kopf stellen
Doch muss ich mich dafür selbstkasteien? Muss ich auf alles verzichten, was in meinem Leben Spaß macht?
„Was wäre denn das nachhaltigste? Dass wir keine Kinder kriegen, vegan leben und Plastik frei. Nicht reisen, nur mit dem Fahrrad fahren. Wenn das jemanden entspricht, hey go for it, viel Spaß. Im Hambi auf der Hanfmatte leben oder sich für Greenpeace an irgendwelche Bäume ketten. Da habe ich krassesten Respekt davor und bin Gott froh, dass es solche Menschen gibt. Aber das geht nicht für alle und es ist immer die Frage, ob es mir entspricht. Und deswegen nehme ich diesen Mittelweg. Die Leute, die sich zum Beispiel jeden Tag Coca Cola reinzischen, sich beim McDonalds was holen und dann mit dem Billigflieger durch die Gegend tingeln. Hauptsache nach Malle und schnell mal nach Thailand, die erreiche ich ja gar nicht mehr. Das heißt es muss immer verschiedene Abstufungen geben, weil wir so viele sind und dass ein extremer Weg für alle sowieso nie funktionieren würde.“
Also dann doch nicht sofort Auto verkaufen, nie wieder shoppen und nur noch Gemüse selber züchten? Nein! Aber ein Ansatz ist es schon mal. Und diesen Weg der Mitte, dieses innere Hadern, wenn ich mich doch wieder zum Skifahren ins Auto setze oder nach einer neuen Yogaleggings schiele, kenne ich auch.
Aber genau dieses Hadern, dieser innere Zwiespalt, dieser Dialog ist es doch gerade. Die Erkenntnis ist vielleicht schon da. Der Geist weiß schon wie es eigentlich geht, aber der Körper ist noch nicht soweit. Es kann noch nicht ins Handeln übersetzt werden. Aber das kommt noch und wenn schon die Zweifel da sind, dann kommt vielleicht im nächsten Schritt die Umsetzung. Es ist alles ein Prozess. Und um den nicht noch weiter zu verkomplizieren, haben dir Sinah und ich unsere Tipps für mehr Nachhaltigkeit in deinem Alltag einfach zusammengeschrieben.
7 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Alltag
1. Connect to your higher self: Verbinde dich mit dir selbst. Wir sind Natur.
2. Protect what you love: In die Natur gehen. Wenn du sie liebst, willst du sie schützen.
3. Be a rebel: Nicht alles glauben, was einem Werbungen in Zeitungen, Social Media oder Fernsehen vorleben, was man für ein perfektes Leben braucht. Hinterfragen und so auch wieder Verantwortung für dein Leben übernehmen.
4. Self love: Liebe dich selbst. Vor allem als Frau. Diese Fast Fashion Welt ist nicht die Modewelt, die kreativ ist und Kunst schafft. Wenn du Selbstliebe praktizierst, dann steigst du da automatisch aus.
5. Let the energy flow: Das Gesetz des Gebens und den Energieaustausch vor Augen führen. Wer zahlt dafür, wenn ich nur 2 Euro für ein T-Shirt bezahle?
6. Be inspired: Lass dich von anderen inspirieren und such dir vielleicht Vorbilder in Sachen Nachhaltigkeit.
7. Ganz konkret:
- Ressourcen sparen wo es geht und z.B. Wegwerfartikel im Haushalt wie Küchenrolle durch wiederverwendbare und waschbare Helfer ersetzen
- Zu Ökostrom wechseln
- (Flug-)Reisen kompensieren
- Fair Fashion oder Second Hand bevorzugen
- Mehr Gemüse und Obst statt Fleisch auf dem Teller
- Für gemeinnützige Organisationen spenden
- Zu einer grünen Bank wechseln
- Mehr Bio-Lebensmittel kaufen
- Sich nicht stressen lassen
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Wenn du dich schon immer gefragt hast ob Nachhaltigkeit und Yogamatten miteinander vereinbar sind – ja! sie sind es. Falls du auf der Suche nach einer Ressourcen-freundlichen Yogamatte bist, dann haben wir dir hier einen Yogamatten Guide mit Nachhaltigen Matten zusammengestellt.
Falls du noch mehr zum Thema Nachhaltigkeit erfahren möchtest, dann findest du hier das gesamte Interview, welches Lisa im Rahmen der Ispo mit Sinah geführt hat.
Zur Autorin: Unsere Gastautorin Lisa Amenda ist nicht nur begeisterte Bergliebhaberin, sondern auch Absolventin unseres ersten Yoga Teacher Trainings 2020. Lisa schreibt u.a. für die Bergzeit und ist auch sonst ein sehr naturverbundener Mensch, weshalb ihr das Thema Nachhaltigkeit ein umso größeres Anliegen ist.