In unserem Leben werden wir alle mal verletzt: ob nun körperlich durch einen Unfall oder mit Herzschmerz. Doch so sehr wir diesen Schmerz vermeiden möchten, so ein guter Lehrer kann er sein. Sinah berichtet in diesem Artikel über ihre Erfahrung mit ihrem unerwünschten Lehrer, einem Bandscheibenvorfall, und was ihr die erzwungene Pause gelernt hat. Sie teilt ihre positiven Glaubenssätze, die ihr durch die Herausforderungen der Heilung gebracht haben.
Kann eine Verletzung auch eine Erleichterung sein?
Im Jahr 2018 habe ich nach monatelangen Beschwerden und Schmerzen in Schulter und Wirbelsäule endlich die Diagnose und Sicherheit bekommen: Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule. Ist natürlich für jemanden, der von seinem Körper lebt nicht ganz so einfach. Aber ich war überraschend entspannt und auch ehrlich gesagt auch erleichtert. Erleichtert weil ich „legitim“ eine Pause machen darf. Ich liebe meinen Job wirklich sehr, nur tanzte ich seit langer Zeit auf vielen Hochzeiten. Oft arbeitete ich wochenlang jeden Tag ein bisschen, ohne mal einen ganzen Tag frei zu haben. Ich habe zwischendurch auch mal keine Termine, aber mal ein ganzes Wochenende frei? Puh, das war eher lange her. Deswegen teile ich hier, was mir dieser Bandscheibenvorfall gelernt hat.
Wenn man sein Hobby zum Beruf macht, weiß man oft nicht mehr wann Spaß und Freizeit anfängt und Arbeit aufhört.
Hört sich an wie der Traum und das ist es auch großteils. Ich kann mir nichts anderes vorstellen, aber wie bei allen Dingen gibt es helle und dunkle Seiten. Irgendwie hat man das Gefühl, man arbeitet andauernd und gleichzeitig weiß man nicht, was überhaupt noch Arbeit ist. Dazu erwarte ich wahnsinnig viel von mir und ich bin selten zufrieden. Jetzt hatte ich diese Verletzung, diesen sehr klaren Verschleiß meines Körpers, der mir sagt, ich muss etwas ändern. Vor allem wenn ich weiterhin von meinem Körper leben möchte. Ich mache intensiven Sport seitdem ich denken kann: geturnt und getanzt bereits als Kind und seit ich 15 Jahre bin unterrichte ich Gruppen. In der Schule war ich im Sport Leistungskurs und danach ging es an die TU München für mein Studium Wissenschaftliche Grundlagen des Sports und parallel dazu eine professionelle Tanzausbildung. Gefolgt von 8 Monaten in New York um zu trainieren und seit meiner Rückkehr 2014, intensives unterrichten in München. Ich schätze mich glücklich, dass es so eine klare Diagnose und gut heilbare Verletzung ist. Schon nach nicht einmal einer Woche habe ich Fortschritte gespürt.
Was hat mir mein Bandscheibenvorfall gelernt?
„Ich weiß tief in mir, danach wird alles Sinn machen und ich werde sehen, wofür diese unglaublichen Schmerzen und der Zwang zur Ruhe gut waren. Nicht mehr lange und dann bin ich zurück, aber es braucht sicher noch 1-2 Monate, bis ich wieder ansatzweise zurück in meiner alten Form bin“ – habe ich optimistisch gedacht. Nun sind es 2,5 Jahre später und ich muss über meine Naivität schmunzeln, denn es hat alleine 1 Jahr gebraucht bis ich wieder eine volle Yoga Stunde praktizieren konnte. Bis heute bekomme ich ein Ziehen im Nacken, wenn ich in ungesunde Haltungsmuster verfalle, mich überarbeite oder lange meine Übungen nicht gemacht habe. Diese Bandscheibe ist ein hartnäckiger Lehrer. Aber den Sinn hinter dieser Verletzung verstehe ich nun, denn ich habe endlich gelernt wieder mehr Ruhe und Balance in mein Leben einzuladen. Heilung braucht Ruhe und Zeit, egal welcher Art von Verletzung du hast. Ich erlaube mir endlich mehr Freiraum, meditiere täglich und habe den Wert von Entschleunigung am eigenen Körper erfahren dürfen. Aber vor allem hat mich diese Zeit von Schmerz empathischer gemacht und verständnisvoller für die Schmerzen anderer. Man sagt sogar, dass man erst eine wirklich gute Yogalehrerin ist, wenn man selbst mal schwer verletzt war.
„Practice what you preach“ kann so schwierig sein.
Ich habe davor all die Qualitäten wie Ruhe zulassen, weniger tun, entspannen und Hingabe in den Moment gepredigt, aber kaum selbst gelebt. Wahrscheinlich thematisiere ich es deshalb so viel, da es mir am aller schwierigsten fällt. Diesen Druck, den man sich selbst auferlegt und schon in der Schule gelernt hat, wo Leistung das Einzige war was zählte, einfach mal reduzieren und durch Wohlwollen für einen selbst ersetzen. Aber wie soll ich etwas aus meinem System bekommen, wenn es mir so lange unbewusst eigetrichtert wurde, dass es Teil meiner DNA wurde? Üben, üben, üben und in die Rolle des Beobachters schlüpfen, wie ich es durch solche Texte tue. Hier ein paar Mantras und Sätze, zu denen ich immer wieder zurückkehre, wenn ich wieder in Selbstzweifel, Stress und Leistungsdruck zu ertrinken drohe:
„The best servant takes care of himself first“ – Gwyn Williams
„Vertrau dem Universum“ – mein Lieblingsmantra
„Du bist genug – du machst genug“
„Recharge and surrender“
Nutze eines der Mantra in deiner nächsten Meditation für jeden Atemzug oder wenn du in ein ähnliches Muster fällst und dich dabei ertappst. Das hilft mir ungemein. Ich hoffe, euch geht es entweder gar nicht erst so oder diese Mantras helfen euch auch.
Hier gibt es noch als weitere Inspiration und Vertiefung die Podcastfolge „Wie Probleme zu Herausforderungen werden.“ vom Kale&Cake Podcast.
Komme gerne in ein Retreat mit mir, um mal eine ganze Woche zu entschleunigen.
Danke für dein Vertrauen und bis ganz bald,
Deine Sinah
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Die Fotos sind alle von Susanne Schramke: https://susanneschramke.com